[Uslar] – In der Gehirnforschung weiß man seit einigen Jahrzehnten, dass Gehirnzellen auch im Alter weiterwachsen und sich neu miteinander vernetzen können. Auf Grund dieser Erkenntnis entwickelte Christina Bolte ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches Gedächtnistrainingsprogramm für die Bewohnerinnen und Bewohner des Betreuten Wohnens vom Albert-Schweitzer-Seniorenzentrum. Denn „Das Gehirn geht nicht in Rente“ – so ssgt die Neurobiologin Rita Levi-Montalcini. Als Sozial- und Freizeitpädagogin im Begleitenden Dienst ist Christina Bolte eine gefragte Ansprechpartnerin für die Mieter und Mieterinnen: So unterstützt sie diese bei Alltagsproblemen aller Art etwa im Umgang mit Ämtern und Behörden. Und sie sorgt für ein vielfältiges Freizeitangebot, indem sie verschiedene Gruppenangebote, Ausflüge oder fröhliche Feste zu besonderen Anlässen organisiert.
Eines ihrer bewährten Gruppenangebote ist der Dauerbrenner „Gedächtnistraining“. Einmal die Woche treffen sich Teilnehmer in zwei Gruppen, um sich zusammen im Denken fit zu halten, denn die Übungen, die Christina Bolte dafür vorbereitet, haben es in sich: „Wer zu mir ins Gedächtnistraining kommt, soll nicht nur Spaß haben, sondern durch gezielte Übungen mit steigendem Niveau etwas mitnehmen, um im Alter geistig fit zu bleiben“, betont die Gruppenleiterin im Gespräch. Dass diese Einstellung bei ihren Teilnehmerinnen hin und wieder ein leichtes Aufstöhnen mit sich bringt, weiß Christina Bolte. Doch der Erfolg gibt ihr Recht, wie Herta Warnecke bestätigt, die mit 96 Jahren die älteste Teilnehmerin ist. Herta Warnecke kommt seit zwölf Jahren hochmotiviert zum Gedächtnistraining und kann -nicht zuletzt deshalb- bis heute ein selbstbestimmtes Leben in ihrer eigenen Wohnung führen: „Der Weg zum Gedächtnistraining ist für meine alten Knochen jedes Mal eine große Anstrengung, aber ich möchte diese Übungsstunde auf keinen Fall versäumen!“ betont die 96-Jährige entschieden.
Die kreativen Übungen für alle Speicher des Gedächtnisses umfassen assoziative Erinnerungsreihen mit Fragezeichen-Bildkarten, Rechen- und Würfelspiele, Wort-Anagramme, Rückwärtsbuchstabier-ketten und vieles mehr. Routine oder Langeweile kommt dabei nicht auf. Ursula Siede (91) bringt es mit etwas Galgenhumor auf den Punkt: „Immer, wenn wir eine Übung perfekt können, wissen wir schon, dass Frau Bolte sich demnächst wieder eine neue Herausforderung für uns ausdenkt!“
Die Übungsgruppen treffen sich mittlerweile seit vielen Jahren und sind gut aufeinander eingespielt. Das gemeinsame Denken am Vormittag ist für alle zu einem unverzichtbaren Bestandteil ihrer Freizeit geworden. Neue Denksportlerinnen und vor allem auch Denksportler werden gern in die Gruppen aufgenommen. „Der Einstieg mit so vielen Denkprofis um sich herum, ist nicht immer ganz leicht, aber mit etwas Geduld und Ausdauer kann es gelingen“, betont Christina Bolte.