Melina Bittag arbeitet gern im Schichtdienst und kennt die Vorteile
Uslar/Holzminden: Glaubt man den Nachrichten, ist Melina Bittag eine von Millionen Schichtarbeiterinnen in Deutschland. Jeder sechste Arbeitnehmer in unserem Land arbeitet im Schichtdienst, jeder Vierte am Wochenende. So, wie die 28jährige Erzieherin Melina Bittag, die mit Freude in der Wohngruppe Teichhof des Albert-Schweitzer-Familienwerks Uslar arbeitet. Sie entdeckt mehr Vorteile als Nachteile und kann den schönen aber auch anspruchsvollen Beruf der Erzieherin mit ihrem Familienleben perfekt kombinieren.
Sie ist eine überzeugte Schichtdienstmitarbeiterin in einer Wohngruppe und erzählt in der HNA, warum der Schichtdienst auch Vorteile mit sich bringt:
Wer auf der Arbeit die Nachtbereitschaft übernimmt und (meistens) schlafen darf, ist morgens pünktlich auf der Arbeit und muss am frühen Morgen nicht schon im Stau stehen oder hektisch einen Parkplatz suchen.
Ich beginne meinen Morgendienst lieber mit der ehrenvollen Aufgabe, die Kinder und Jugendlichen mit einem Lächeln in die Schule zu bringen. Bonus: Kinderstimmen, die schiefes Mitsingen der Radiosongs zur Kunst erklärt haben.
Nach der Nachtbereitschaft beginnt meine FREIZEIT und ich kann völlig ungestört meinen persönlichen Einkauf erledigen – ohne überfüllte Kassen nach dem Feierabend der Anderen.
Den längst überfälligen Zahnarzttermin kann ich ganz entspannt wahrnehmen. Ich muss mich nicht mit vielen Menschen darum streiten, einen Termin nach 16.30 Uhr zu bekommen und in einem überfüllten Wartezimmer Platz nehmen.
Wie viele Personen haben schon die Möglichkeit, regelmäßig mit den Großeltern ein leckeres Mittagessen zu genießen und danach ein bisschen Shopping in der Stadt zu betreiben?
Wer im Schichtdienst arbeitet, hat oft mehr Freizeit: Das heißt, mal länger ausschlafen ist kein Problem, wenn der Mitteldienst erst um 12 Uhr oder 14 Uhr beginnt.
Ein Konzertbesuch mit Freunden spontan unter der Woche ist möglich. Meine Freundinnen müssen morgens los. Ich kann ausschlafen, denn freie Tage kann man sich auch gerne erarbeiten. Wer lange am Stück fleißig ist, kann auch mehr Freizeit am Stück haben.
Der Tag mit meinem Sohn kann so individuell und schön gestaltet werden: Mir fallen tolle Sachen ein, wie zum Beispiel den Garten genießen, Naturmaterialien sammeln und meinem Kind zeigen, was man daraus basteln kann. Ich habe viel Zeit für meinen Hund.
In meiner Freizeit kann ich mich sehr gut weiterbilden und einen Kurs an einer Volkshochschule besuchen. Dank der Flexibilität eines Schichtdienstplans kann ich meine Wünsche gut im Team abstimmen und einfach mal eine neue Sprache lernen. Ich habe Gebärdensprache gelernt
Auch wenn das Gehalt nicht der wichtigste Punkt im Arbeitsleben sein sollte, versüßen mir die steuerfreien Schichtdienstzulagen doch sehr das Leben.
Ich bin und bleibe begeisterte Schichtdienstmitarbeiterin in einer Wohngruppe für Jugendliche. Das mache ich seit acht Jahren und würde in der Zukunft nichts daran ändern wollen. Meine kreative und manchmal auch unkonventionelle Lebensgestaltung bereichert mein Leben. Man muss sich einfach trauen und es mal ausprobieren.
Hintergrund
Die gelernte Erzieherin Melina Bittag ist Jahrgang 1993 und lebt in Kassel in einer Lebensgemeinschaft mit ihrem einjährigen Sohn. Zu ihren Hobbys zählen ihr Hund, lesen, die Natur genießen und Sport: Joggen, Schwimmen und Inlinerfahren.
Seit Juni 2021 Mitarbeiterin im Albert-Schweitzer-Familienwerk