Bleckede: Wenn Uta Ohme erzählt, was sie beruflich macht, strahlt sie über das ganze Gesicht. Die 57-jährige Einrichtungsleiterin der Albert-Schweitzer-Altenhilfe in Bleckede arbeitet seit 20 Jahren mit Begeisterung in der Pflege. Doch sie erntet überall Mitleid, wenn sie auf einer Party nach ihrem Beruf gefragt wird. Auch wenn es manchmal anstrengend ist, kann sie sich keine schönere Aufgabe vorstellen.
Mitgefühl ist unangebracht
Sie sieht die Ursache für das unangebrachte Mitgefühl für Altenpfleger und Altenpflegerinnen in der völligen Ahnungslosigkeit der Gesellschaft über das anspruchsvolle Aufgabenfeld und in der mangelnden Wertschätzung für die Pflege-Experten. In keinem anderen Beruf bekommt man so schnell eine Rückmeldung für meine Arbeit. „Das dankbare Lächeln eines alten Menschen für eine kleine Geste kann man nicht in Euro umrechnen“, sagt Uta Ohme. Aber von einem Lächeln allein, kann man nicht leben. Und die begeisterte und erfahrene Pflegeexpertin sieht die Arbeitgeber in der Pflicht, ein gutes Umfeld für die Mitarbeitenden zu schaffen. Das ist heute leider nicht selbstverständlich.
Kein Personalmangel
Diese These belegt Uta Ohme mit einem Blick auf ihre Belegschaft. Die Fachkraftquote ist übererfüllt und in der Altenhilfe Bleckede herrscht kein Personalmangel. Im Gegenteil. Und das hat Gründe. Das Albert-Schweitzer-Familienwerk legt großen Wert auf die bestmöglichen Arbeits- und Sozialbedingungen der insgesamt 950 Mitarbeitenden. Der gemeinnützige Verein zahlt nach Haustarifvertrag (ähnlich TVÖD/TV-L) mit einer Jahressonderzahlung und arbeitgeberfinanzierten betrieblichen Altersversorgung. Als eine echte Besonderheit bietet der Verein den Service einer anonymen, telefonischen und/oder persönlichen Sofortberatung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie deren Familienangehörige zu allen privaten, beruflichen und psychologisch-gesundheitlichen Anliegen, inklusive Recherche- und Familienservice sowie Ärzte-Service (Hotline).
Schulterklopfen reicht nicht als Anerkennung
Natürlich haben sich alle Mitarbeitenden gefreut, als die Bundesregierung den Pflegebonus ausgezahlt hat. Das Albert-Schweitzer-Familienwerk setzte noch einen obendrauf und zahlte aus eigenen Mitteln noch einmal eine zusätzliche Anerkennung von 500 €. Am Jahresanfang überraschte der Vorstand mit einer weiteren liebenswerten Geste: In einem Neujahresgruß bedankte sich die Vereinsführung für den besonderen Einsatz und die Power im Krisenjahr und als kleine Aufmerksamkeit bekamen alle eine Powerbank für das Handy.
Das perfekte Umfeld für die Altenpflege
Wer zukünftig in der Altenpflege bestehen will, muss das perfekte Umfeld schaffen. Discountanbieter mit billigen Arbeitskräften haben keine Zukunftschancen, ist sich Uta Ohme sicher. „Natürlich gibt es auch bei uns noch viel Luft nach oben“, sagt sie selbstkritisch. „Aber wir sind gemeinsam mit der Belegschaft und den Betriebsräten auf einem guten Weg: Praxisanleiter mit Zeit, Feste Teams (keine Zeitarbeit), das Wunschbuch für die persönliche Dienstplanung und ein Bonus fürs „Einspringen“ sind einige Beispiele, die in der Einrichtung entwickelt und umgesetzt wurden. Vor allem muss die Leitung stets offene Türen und Ohren für Bewohnerinnen und Bewohner und für die Belegschaft haben.
Und gleich nach dem Gespräch steht ihre Bürotür von Uta Ohme wieder ganz weit auf.