[Uslar]- Begegnung und Austausch von Seniorinnen und Senioren mit einer international besetzten Berufsschulklasse in der Ausbildung zur Pflegefachkraft zu organisieren, war eine tolle Idee von Elke Gropp. Sie unterrichtet als Dozentin an den BBS Uslar des Albert-Schweitzer-Familienwerk und lebt zugleich seit einigen Jahren im angeschlossenen Betreuten Wohnen des gemeinnützigen Vereins.

Sie kennt beide Seiten und weiß als Unterrichtende mit dem Schwerpunkt „Werte und Normen“ auch, dass sich in einer Gesprächsbegegnung der Generationen viel Potential für angeregten Austausch und offene Fragen verbirgt. Das besondere Projekt fand zudem mit einer besonders geeigneten Klasse der BBS Uslar statt, da diese sich durch ihre große Internationalität auszeichnet: Schülerinnen und Schüler aus Syrien, dem Irak, Kroatien, Indonesien, Togo, Kamerun, Kolumbien und Deutschland haben sich dort zusammengefunden, um an ihrem gemeinsamen Ziel – dem Abschluss zum Pflegefachmann / zur Pflegefachfrau zu arbeiten. Dieser Aspekt machte es natürlich besonders spannend, in einen gemeinsamen Austausch zu treten.
Wie leben Senioren und Seniorinnen in Deutschland; was sind ihre Sorgen und Nöte? Oder umgekehrt die Frage, wie es sich anfühlt, von weither gekommen zu sein und hier neu anzufangen und sich ausbilden zu lassen?

Eine kurze Aufwärmphase half beim späteren Austausch
Um sich in die für alle Beteiligten ungewohnte Situation einzufinden und aneinander zu gewöhnen, kam die Idee einer kleinen spontanen Tanzrunde auf. Anschließend tranken alle zusammen Kaffee in einer aufgelockerten Tischrunde. So konnten sich schnell interessante und lehrreiche Gespräche entwickeln.
Einige der Schülerinnen und Schüler stellten sich dann nach ihren Heimtaländern gruppiert vor. Dabei fiel den Seniorinnen und Senioren besonders die Sprachbegabung der jungen Menschen auf. Viele von ihnen sprechen fließend drei oder sogar mehr Fremdsprachen und hatten deutsch bereits in ihrem Heimatland als Fremdsprachenfach in der Schule. In Indonesien beispielsweise gibt es über 700 anerkannte Sprachen. Um eine inselübergreifende Verständigung zu ermöglichen, gibt es das sogenannte Bahasa-Indonesisch als verbindliche Landessprache.
Doch ob nun in Indonesien, dem Nahen Osten, Afrika oder Südamerika: Die extrem hohe Arbeitslosigkeit ist in allen diesen Ländern ein grundlegendes Problem, das vor allem die junge Bevölkerung betrifft. Ein Grund, warum sich viele dazu entschließen für eine Ausbildung oder ein Studium nach Europa oder Amerika zu kommen, wo sie dringend als Fachkräfte gebraucht werden. Doch es gibt Voraussetzungen dafür – sehr gute Schulnoten zum Beispiel oder auch die finanzielle Unterstützung durch die Familie daheim.

Im Anschluss an die Berichte der Schülerinnen und Schüler stellten sich einige der Seniorinnen und Senioren vor. Sie verrieten ihr Alter, sprachen über ihre eigenen beruflichen Werdegänge, ihre Familien und auch den Vorzügen, zwar im Betreuten Wohnen, doch dabei weiterhin weitestgehend selbständig leben zu können.
Die Schüler waren hochinteressiert und stellten zahlreiche Fragen. Es war für viele von ihnen beeindruckend, die geistige und körperliche Vitalität ihrer Gesprächspartner zu sehen, denn immerhin waren diese schon zwi-schen 80 und 90 Jahren alt. Schließlich stellte ein Schüler die Frage, ob es dafür ein Geheimrezept gäbe. Bei der Antwort war sich die Generation 80+ einig: geistige und körperliche Beweglichkeit, lebendige soziale Kontakte, vielseitige Interessen und eine gesunde Ernährung sind wesentliche Bausteine für ein gutes und selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter.

Die gemeinsame Begegnung eröffnete allen neue Horizonte, erhöhte die gegenseitige Wertschätzung und stärkte das Verständnis untereinander. So endete die Veranstaltung mit viel wohlwollendem Applaus.

Hintergrund BBS Uslar

Seit fast 30 Jahren sind die Berufsbildenden Schulen des Albert-Schweitzer-Familienwerk e.V. am Standort Uslar mit dem Schwerpunkt Pflegeberufe tätig.
Die Qualifizierte Ausbildung zur Pflegefachfrau / zum Pflegefachmann beginnt jährlich am 1. Oktober. Bewerbungen sind jederzeit möglich. Das umfangreiche Fortbildungsprogramm liefert spannende Seminare für die berufliche Weiterbildung von Pflegeeinsteigern bis Pflegeexperten.